Exkursion im Modul Realisierungsmanagement

Ablauf der 2-tägigen Exkursion nach Stuttgart

Am 12. Juni 2019 trafen sich 20 Studierende bereits am frühen Morgen am Hauptbahnhof in Hannover, um sich auf die Reise in die baden-württembergische Landeshauptstadt – ein Schmelztiegel intensiven Baugeschehens sowohl in der Infrastruktur als auch im Hochbau - zu machen. Auf die Studierenden des Moduls Realisierungsmanagement wartete ein spannendes Programm. Neben der der Großbaustelle Stuttgart21 mit verschiedenen Teilprojekten am Mittwoch standen für Donnerstag zwei Hochbau-Projekte der Stadt Stuttgart auf dem Tagesplan.

Das sommerliche Wetter mobilisierte einerseits die Kreisläufe aller Beteiligten, ermöglichte andererseits beste und trockene Einblicke auf bzw. in das jeweilige Baugeschehen.


Großprojekt Stuttgart 21 Projektseite

Das erste Highlight der Exkursion schloss sich nahtlos an die Ankunft am Stuttgarter Hauptbahnhof an. Der Rundgang bzw. die Rundfahrt über das gesamte Projekt begann mit einer kurzen Einführung im Turmforum des Hauptbahnhofs. Direkt im Anschluss ging es per Bus zum Albvorlandtunnel, sowie der dazugehörigen Aushub- und Tübbinglagerfläche. Im Anschluss fuhren wir weiter zur Filstalbrücke, Ihres Zeichens zudem ein BIM-Pilotprojekt. Die Filstalbrücke (485m Länge) ist eine Eisenbahnüberführung auf der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm und wird mit bis zu 85m überspannter Höhe nach Fertigstellung die dritthöchste Eisenbahnbrücke in Deutschland.

Nach der Rückkehr an den Ausgangspunkt des Geschehens erfolgten umfangreiche Einblicke in die Um- und Neubaumaßnahmen in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Dies beinhaltete zum Beispiel unterirdische Streckenzusammenführung der Fern- und Regionalbahn oder der S- und U-Bahn über verschiedene Tunnel- und Tiefbauwerke, welche in Dimension und produktionstechnischer Hinsicht durchaus ihresgleichen in Europa suchen (z. B. Tunnelbau im Anhydrit). Ein weiteres Charakteristikum des ambitionierten Teilprojekts Tiefbahnhof sind die Kelchstützen, welche Architekten und Ingenieure vor neue Herausforderungen stellten – etwa in Fragen der Bewehrung, der Schalung oder des Brandschutzes.

Abgerundet wurde die spannende S21-Führung durch einen Besuch des Turmforums, welches eine ganzheitliche Projektübersicht ermöglichte und den Studierenden die Technologie und Methodik der verwendeten Tunnelbohrmaschinen (TBM) darstellte. 


Bei einem gemeinsamen Abendessen bereicherten zwei Gäste die Exkursionsgruppe.

Herr Michael Pradel von der Deutschen Bahn in seiner Funktion als Abschnittsleiter des PFA 1.1 (Neubau Hauptbahnhof) konnte zahlreiche interessante Anekdoten zum Projekt erzählen und technische Fragen beantworten.  

Herr Andreas Rahmer vom Hochbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart konnte ebenfalls spannende Einblicke in seine Arbeit und das Tätigkeitsfeld geben und die Studierenden auf den zweiten Exkursionstag vorbereiten.


Neubau Sporthalle auf der Waldau und Parkaus im Quartier Neckarpark

Als ideale Ergänzung zum ersten Tag (Fokus Infrastrukturbau) bot uns das Hochbauamt der Stadt Stuttgart am zweiten Tag zwei Hochbauprojekte mit gänzlich unterschiedlichen Facetten.
Am Morgen gab es direkte Einblicke in das Projekt Sporthalle Waldau. Neben spannenden Einblicken in das kontinuierlich weiterentwickelte Projekt der Schaffung einer modernen, in das städtebauliche und nachhaltige Konzept eingebetteten Multifunktionssporthalle konnten die Studierenden direkt vor Ort fundamentale Vorgänge der Tragwerksgestaltung live miterleben.

So wurde der letzte Querträger (12t, 32m Länge) der Deckentragkonstruktion in Holzbauweise während der Baustellenbegehung mit Hilfe eines Schwerlastkrans in das Tragwerk gehoben und verankert. Hochbauamt und Bauleitung gaben hier einerseits Praxiseinblicke in die Schwierigkeiten und damit einhergehenden Lösungsansätze mit Blick auf bauingeniuerliche Fragen einerseits wie nachhaltiger und moderner Integrations- und Anbindungsfragen andererseits (energetische Anbindung an bestehende Versorgungsstrukturen und gleichzeitig schlanke und landschaftlich-ökologisch sanfte Integration in das regionale Gesamtbild).

Im zweiten Teil wurde in der innerstädtischen Quartiersplanung in Bad Cannstatt die Realisierung eines modernen, in offener Bauweise geplanten Parkhauses für zukünftige Nutzer des Neckarparks besichtigt. Verdeutlicht wurden auch hier ökologische wie baustellenbedingte Anforderungen gleichermaßen, etwa mit Blick auf den Schutz von Flora und Fauna (z. B. den Lebensraum von Eidechsen) sowie das Bauen auf besonders beengtem Raum – bedingt durch vorhandene Infrastrukturen und Grundstückgrenzen. Neben den Mitarbeitern des Hochbauamtes gab es auch hier intensive Einblicke durch den beteiligten Tragwerksplaner.   

Wir danken allen beteiligten Firmen und Institutionen für die intensive Vorbereitung & Betreuung und die einmaligen Praxiseinblicke, vor allem der Deutschen Bahn, dem Hochbauamt Stuttgart, der Glück + Partner GmbH (Architekt Sporthalle), dem Büro Mayr Ludescher und Partner (Tragwerksplaner Quartiers-Parkhaus) sowie allen weiteren Informationsgebern und Diskussionspartnern. Der direkte Austausch und die breit aufgestellte Mannschaft haben die Exkursion für die Studierenden besonders wertvoll gestaltet!